Morgen

Es ist schön, noch morgen sagen zu können. Nein, nicht etwa als Abkürzung für “Guten Morgen”, sondern zu sagen: Morgen ist noch ein Tag für mich, da kann ich Dinge erledigen, Sachen machen. Dinge, die ich heute nicht schaffe oder einfach nicht machen will, denn ich kann sie ja noch morgen tun. Doch woher nehmen wir die Gewissheit, dass morgen noch existiert? Es ist keine Gewissheit; es ist nur eine Annahme, um Kontinuität in unser Handeln zu bringen. Denn wie würde man sonst Aufgaben schaffen, die mehrere Tage dauern, ja Wochen oder Monate? Man müsste jeden Tag einen Abschluss machen, einen Strich unter die Rechnung des Lebens. Doch das würde heißen, jeden Tag aufhören zu leben.