Dear Mr. Forsythe,
gerade ist Eidos:Telos durch mich hindurchgetobt und ich frage mich, welcher Dämon kann solche Kräfte entfesseln. Wer besitzt die Stärke, Mensch zu Geräusch zu verwandeln und Geräusche in brodelnde Menschen? Wer bist Du? Oder besser: Welcher Unsinn manifestiert sich in Dir?
Ich will jetzt nicht den Versuch unternehmen, irgend etwas mit armseligen Worten wiederzugeben, was ich gesehen und erfahren habe. Mein Bewußtsein sagt mir, daß ich nichts verstanden habe. Aber meine Gefühle verraten mir, daß dort etwas tief eingesunken ist und in meinem Innersten wühlt. Ich habe heute einen Blick in verlassene Ecken meiner Seele getan und sicher auch Deiner Seele, falls Du eine solche besitzt. Den Beweis für die Existenz Deiner Seele mußt Du aber noch bringen!
Diese verlassenen Ecken präsentieren sich in Deiner Beleuchtung gar nicht so verlassen, wie ich anfangs glaubte. Es gibt dort Wesen, die rebellieren, und Wesen, die gehorchen. Aber alle erdrücken sich unter der Last der Geräusche, von all denen Musik das angenehmste aller Geräusche ist. Die Geräusche erzeugen Bewegung, nicht nur der Luft, sondern auch der Menschen, die mit dieser bebenden Luft in Berührung geraten. Diese Menschen ergeben Verstärker, greifen aus der kleinen, zitternden Luft einen Teil heraus und erhöhen sie in sichtbare Bewegung. Und selbst Stille erzeugt Schwingung, die gesehen werden kann. Die Schwingung ist Bewegung, und diese Bewegung erzwingt das nächste Geräusch. Wenn das Geräusch sich zu einem Unton steigert oder zu Harmonie, dann kommen alle Wesen in den verlassenen Winkeln meiner Seele in Aufruhr, tanzen oder zappeln wild und kreuchen mir durch die Sinne, den Kopf, die Gedärme. Mit jedem Ausatmen hoffe ich, ein paar von ihnen hinauszuschleudern. Mit jedem Einatmen hoffe ich, sie mögen Sauerstoff nicht vertragen. Um dann im Finale ihnen den Garaus zu bereiten. Sie beschwichtigen. Sie besänftigen. Vorhang fällt und ich bin paralysiert.
Wie kann jemand in einem solchen Augenblick nur die Hände heben und klatschen? Es zeigt doch nur, daß dieser Jemand nichts erlebt hat, nichts durchlebt hat.
Das Publikum will unterhalten werden. Und Du verhöhnst es! Was denkst Du, wieviel Leute im Saal sitzen und etwas von dem verstehen, was Du entfesselt hast? Also ich habe nichts verstanden, nur gefühlt. Und ich habe nicht geklascht. Das Klatschen durchbricht jedes Nachbeben, jede Regung, die sich festsetzen wollte. Genützt hat es nichts, da die anderen applaudiert haben. Empfindest Du den Applaus nicht als Spott an Deiner Arbeit? Und Du selbst verspottest das Publikum. Der Schluß des zweiten Teils war ganz nach meinem Willen.