Kauft griechische Anleihen

Paleo Faliro. Geld wird in Griechenland jetzt nachhaltig angelegt. Reiterstandbilder sind dafür bekannt, dass sie lange halten. Das älteste erhaltene datiert auf ca. 165 AD.

Das hier zu erahnende soll ca. 3000 Jahre stehen. Dazu wird es auf einen massiven Betonsockel postiert, der selbst auf 5 Stahlbetonsäulen ruht, die 80 Meter in der Tiefe gegründet wurden.

Die Statue kann bei gelegentlichen Scharmützeln mit der Türkei binnen 10 Stunden durch eine Pappmachéreplik ersetzt und in ca. 1000 Maschinengewehre umgeschmiedet werden.

Dekalog

DIE GEBOTE DER JUNGPIONIERE Die 10 Gebote
WIR JUNGPIONIERE
lieben unsere Deutsche Demokratische Republik.
Ich bin der Herr, Dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
WIR JUNGPIONIERE
lieben unsere Eltern.
Du sollst Vater und Mutter ehren, auf dass es dir wohl ergehe und du lange lebest auf Erden !
WIR JUNGPIONIERE
lieben den Frieden.
Du sollst nicht töten.
WIR JUNGPIONIERE
halten Freundschaft mit den Kindern der Sowjetunion und allen Ländern.
Du sollst nicht die Ehe brechen.
WIR JUNGPIONIERE
lernen fleißig, sind ordentlich und diszipliniert.
Du sollst kein falsches Zeugnis von dir geben wider deinem Nächsten.
WIR JUNGPIONIERE
achten alle arbeitenden Menschen und helfen überall tüchtig mit.
Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren !
WIR JUNGPIONIERE
sind gute Freunde und helfen einander.
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Mann oder Frau.
WIR JUNGPIONIERE
singen und tanzen, spielen und basteln gern.
Du sollst nicht stehlen.
WIR JUNGPIONIERE
treiben Sport und halten unsere Körper sauber und gesund.
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut.
WIR JUNGPIONIERE
tragen mit Stolz unser blaues Halstuch.
Gedenke, dass du den Sabbat heiligst.

Gebt Adlershof eine Chance!

(in UnAufgefordert Nr. 121, Juni 2001)

Adlershof ist nicht urban, sondern provinziell. Der Geruch des kleinbürgerlichen Siechtums hängt nicht nur in der Umgebung des Wissenschaftssoziotops, sondern haftet bereits an allen neu errichteten Gebäuden. Sie riechen nicht nach Weltbürger, wissenschaftlichen Internationalismus und erwecken nicht den Anschein, als wenn von dort ein kulturelles Erbe zu erwarten sei. Vielmehr erscheinen sie in ihrer Dimension, Ausstattung und Lage als die Phantasie eines Kleingeistes, der nicht Horizont genug hatte, um die Erfordernisse einer modernen Wissensschmiede zu erkennen.
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Die Mensa Süd

(in UnAufgefordert Nr. 100, 27.01.1999)

Am liebsten esse ich Kartoffeln mit Omelett und der sensationellen Champignon-Sauce (Soße). (Gibt es in der Mensa Süd in unregelmäßigen, aber stetigen Abständen.) Ich freue mich immer schon Tage im voraus darauf, wenn es dann endlich auf der Speisekarte steht. Wie ich mich auf die Mensa Süd sowieso am meisten freue. Was ist schon die Mensa Nord mit ihrer häßlichen Architektur, den weitläufigen Speisesälen (in denen man stets Platz findet), die vier verschiedenen Essen (die einem die Entscheidung nur schwer machen)? Was ist schon die TU-Mensa mit ihren Speisesaal-Augen, die beständig auf den Steinplatz äugen, mit ihrer Auswahl an Nachtisch, den breiten Stühlen (die eher entpolsterten Sesseln gleichen) und der üppigen Flora, die im Speisesaal wuchert? Was haben diese Mensen gegenüber der Mensa Süd schon zu bieten? Read more

Der Institutsrat

(in UnAufgefordert Nr. 98, 25.11.1998)

Ich überlege, ob ich wirklich für den Institutsrat kandidieren sollte. Ich habe dabei immer die Befürchtung, mit dabei geholfen zu haben, diese Universität zu begraben. Mit der Annahme meiner Wahl bekomme ich den Spaten in die Hand gedrückt und kann helfen, draußen in Adlershof ein Loch zu schaufeln, in dem die Universität dann verschwindet. Und es ist illusorisch, daß die Gesellschaftswissenschaften (und alles, was in Mitte verbleibt), nicht mitgerissen werden vom Untergang der Naturwissenschaften. Die Titanic ist auch in der Mitte gebrochen und trotzdem komplett gesunken.

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Eidos:Telos

Dear Mr. Forsythe,

gerade ist Eidos:Telos durch mich hindurchgetobt und ich frage mich, welcher Dämon kann solche Kräfte entfesseln. Wer besitzt die Stärke, Mensch zu Geräusch zu verwandeln und Geräusche in brodelnde Menschen? Wer bist Du? Oder besser: Welcher Unsinn manifestiert sich in Dir?

Ich will jetzt nicht den Versuch unternehmen, irgend etwas mit armseligen Worten wiederzugeben, was ich gesehen und erfahren habe. Mein Bewußtsein sagt mir, daß ich nichts verstanden habe. Aber meine Gefühle verraten mir, daß dort etwas tief eingesunken ist und in meinem Innersten wühlt. Ich habe heute einen Blick in verlassene Ecken meiner Seele getan und sicher auch Deiner Seele, falls Du eine solche besitzt. Den Beweis für die Existenz Deiner Seele mußt Du aber noch bringen!

Diese verlassenen Ecken präsentieren sich in Deiner Beleuchtung gar nicht so verlassen, wie ich anfangs glaubte. Es gibt dort Wesen, die rebellieren, und Wesen, die gehorchen. Aber alle erdrücken sich unter der Last der Geräusche, von all denen Musik das angenehmste aller Geräusche ist. Die Geräusche erzeugen Bewegung, nicht nur der Luft, sondern auch der Menschen, die mit dieser bebenden Luft in Berührung geraten. Diese Menschen ergeben Verstärker, greifen aus der kleinen, zitternden Luft einen Teil heraus und erhöhen sie in sichtbare Bewegung. Und selbst Stille erzeugt Schwingung, die gesehen werden kann. Die Schwingung ist Bewegung, und diese Bewegung erzwingt das nächste Geräusch. Wenn das Geräusch sich zu einem Unton steigert oder zu Harmonie, dann kommen alle Wesen in den verlassenen Winkeln meiner Seele in Aufruhr, tanzen oder zappeln wild und kreuchen mir durch die Sinne, den Kopf, die Gedärme. Mit jedem Ausatmen hoffe ich, ein paar von ihnen hinauszuschleudern. Mit jedem Einatmen hoffe ich, sie mögen Sauerstoff nicht vertragen. Um dann im Finale ihnen den Garaus zu bereiten. Sie beschwichtigen. Sie besänftigen. Vorhang fällt und ich bin paralysiert.

Wie kann jemand in einem solchen Augenblick nur die Hände heben und klatschen? Es zeigt doch nur, daß dieser Jemand nichts erlebt hat, nichts durchlebt hat.

Das Publikum will unterhalten werden. Und Du verhöhnst es! Was denkst Du, wieviel Leute im Saal sitzen und etwas von dem verstehen, was Du entfesselt hast? Also ich habe nichts verstanden, nur gefühlt. Und ich habe nicht geklascht. Das Klatschen durchbricht jedes Nachbeben, jede Regung, die sich festsetzen wollte. Genützt hat es nichts, da die anderen applaudiert haben. Empfindest Du den Applaus nicht als Spott an Deiner Arbeit? Und Du selbst verspottest das Publikum. Der Schluß des zweiten Teils war ganz nach meinem Willen.

Verzeihen

Kann man jemandem etwas verzeihen? Ich habe das Gefühl, dass dies ein recht unvernünftiger Brauch ist. Er entstammt sicher der christilichen Moral (Sünden vergeben etc.). Aber steckt darin nicht eine unerhörte Anmaßung des Verzeihenden? Er sieht sich selbst in der Position, entscheiden zu dürfen, ob die Handlungen einer Person den gesellschaftlichen Beziehungen oder speziell ihrer zwischenmenschlichen Beziehung, nachhaltig schaden oder nicht. Dadurch wird der Handelnde seiner Verantwortung für seine Handlungen enthoben.

Der Verzeihende verpflichtet sich wohl durch das Verzeihen, evtl. Handlungen zu vergessen bzw. nie wieder zu erwähnen. Also steht hinter dem Verzeihen eine Entmündigung der Person, der es etwas zu verzeihen gibt; eine Machteinräumung eben dieser Person gegenüber dem Verzeihenden und eine beidseitige Geschichtsverdrängung.

Statt des Verzeihens scheint es sinnvoller, entgleiste Handlungen zu besprechen und vor allem auch unbequeme Tatsachen auszusprechen. Denn häufig ist das Verzeihen ein Mittel, um unbequemen Offenbarungen aus dem Weg gehen zu können. Reue darf dabei aber nicht zur Selbstdemütigung werden.

Und am Ende soll es nicht heißen: “Ich verzeihe Dir.”, sondern: “Damit müssen wir leben.”

Theater

Das Theater sollte in seiner Moralbildung der Gegenwart immer ein Stück voraus sein. Nicht, dass wir das Vergangene verleugnen und vergessen sollten. Aber es sollte soweit verarbeitet sein, dass wir es als Grundlage kennen und schätzen müssen, aber wissen: wir befinden uns mehrere Schritte weiter vorn in der Entwicklung und vollbringen Taten, die dem vergangenen Menschen nicht nur unmöglich, sondern auch unbegreiflich gewesen wären.